Wasser ist der Ursprung allen Lebens
© Günter Gregg † - Ehrenpräsident der DGHK
21.11.2006
Gestützt auf die mir durch Fachverlage bekannt gewordenen Veröffentlichungen und auf die verschiedensten Gespräche mit den ehemals zuständigen Stellen in den betreffenden Regionen Süddeutschlands möchte ich versuchen die intensiven und vielfältigen Aktivitäten des Gründers der DGHK nachzuvollziehen, um sie allen Interessierten bekannt zu machen.
Prof. Paul Röszler, ein Ungarn-Deutscher, ist nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gekommen. Geboren am 7.6. 1900 in Budapest, von der Ausbildung her Biologe, leitete und überwachte er die ostungarischen Hydrokulturanlagen. Er beschrieb eine Reihe von Insekten und war der Begründer einer Reihe von biologischen Pflanzenschutzverfahren. Röszler verfasste über 100 Arbeiten über Biochemie, Hydrokultur, Entomologie, Allgemeine Biologie, Angewandte Biologie, Pflanzenschutzverfahren, Zoologische Systematik, neue Laborverfahren für Zoologie und Botanik sowie agrarwissenschaftliche Themen.
In Daisendorf, nördlich von Meersburg, begann er sein umfangreiches Wissen über das Leben der Pflanzen und seine Überzeugung von der großen Zukunft der Hydrokultur in die Praxis umzusetzen. Dazu gründete er eine Forschungsstelle.
Sein besonderes Interesse galt der erfolgreichen Anzucht von Gemüsejungpflanzen in Töpfen unter Glas in mineralischen Substraten zur Weiterkultur ausgepflanzt im Freien. Dazu entwickelte er Verfahren mit Nährlösungsanstau wie auch mit Nährlösungsumläufen. Manche von Prof. Röszler eingebrachte Technik finden wir auch heute noch in fortschrittlichen Betrieben. Interessant nachzulesen sind beispielsweise seine Erfahrungen mit Bimskies und mit Kesselschlacke.
Am Anfang standen noch Versuche mit gut luftführenden organischen Substraten bei "Unterglas-Kulturen". Darauf aufbauend, entwickelte sich die heutige leistungsfähige sogenannte "Substratkultur" beim Gemüseanbau. Wegen der relativ kurzen Kulturzeiten arbeitet man aus wirtschaftlichen Gründen vorzugsweise mit organischen Materialien.
Bestechend zu lesen sind seine Überzeugungen über die Anbauerfolge in der Hydrokultur. Man kann nur neidvoll erblassen, wenn man bedenkt, wie schwer sich heute noch eine Vielzahl von Berufskollegen tun, sich mit mineralischem Substrat und der Hydrokultur zu beschäftigen.
Nach der Währungsreform 1949 siedelte sich Prof. Röszler in Muggensturm in der Nähe von Raststatt an. Die neue Forschungsstelle für erdelose Pflanzenzucht in Muggensturm wurde aufgrund der in Daisendorf gemachten Erfahrungen aufgebaut und entsprechend technisch eingerichtet. Der Anbau von Gemüsejungpflanzen in Hydrokultur unter Glas wurde erweitert durch die Kultur von Tomaten und Gurken.
Zu dieser Zeit lernte ich über Klaus Brotte die Hydrokultur in Form von Glasvasen aus Italien kennen. Meine Entscheidung zur Hydrokultur etwa 4 Monate später wurde veranlasst und getragen durch die Beobachtung und Erkenntnis, dass Pflanzen in ausgewogener Nährlösung bei einem relativ sparsamen Wurzelwachstum, ein hervorragendes, gesundes Wachstum zeigen. Vergleichskulturen in herkömmlichen Erden konnten damit nicht mithalten.
Das Angebot der Forschungsstation in Muggensturm an Frischgemüse wurde ergänzt durch blühende Topf- und Grünpflanzen mit einem zu dieser Zeit noch sehr bescheidenen Sortiment der Nachkriegszeit. Erst 1962 mit der freien Konvertierbarkeit der DM wurden auch für den deutschen Gartenbau die Grenzen geöffnet und der internationale Pflanzenmarkt konnte sich normalisieren. Viele Pflanzenliebhaber hatten das Bedürfnis die Gärtnerei und Forschungsstelle zu besichtigen. Prof. Röszler und seine leitenden Mitarbeiter in der Forschungsstelle, genannt wird öfter Frau Heide Lau, waren dazu sehr gerne bereit. Die Besichtigungszeiten wurden auch zu Informationstreffen genutzt und zogen Kreise. Die sich häufenden Treffen verlangten eine Ordnung und ...
... man gründete einen Verein.
Die Forschungsstelle für erdelose Pflanzenanzucht e. V. hatte inzwischen ihren Sitz in Göppingen. Die Fachzeitungen des deutschen Gartenbaus, sowie die durch die Hydrokultur sicher noch vielen Pflanzenliebhabern bekannt gewordene Hydro-Journalistin, Frau Margot Schubert, erhielten über die Forschungsstelle wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen über die Hydrokultur vermittelt
1951 war für Prof. Röszler ein besonderes Jahr. Er nahm erstmals an einer internationalen Ausstellung des Saarlandes mit seiner Hydrokulturanlage "System Röszler" teil. Für diesen Beitrag und die Vorstellung seiner selbst entwickelten Topfkultur erhielt er die "Landes-Medaille in Gold".
In der damaligen gärtnerischen Praxis bot eine Hydrokulturanlage nach dem "System Röszler" schon eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber bekannten Kulturmethoden. Mit diesem Erfolg ließ es sich auch in Muggensturm gut feiern mit den Freunden der Hydrokultur. Der schon ins Gespräch gebrachte Verein wurde nun als Pflanzenliebhaber-Gesellschaft gegründet. Die Beiträge sollten für weitere Forschungsaufgaben, vorrangig zur Substratentwicklung und neuer Kulturtechniken verwendet werden.
Warum eigentlich Hydrokultur?
Um die uralte Frage zu klären, wovon leben eigentlich Pflanzen, haben vor über 150 Jahren Agrikultur-Chemiker Pflanzen in Wasser kultiviert. Nachdem Aristoteles noch 350 Jahre vor Christus diese Frage mit seiner Humus-Theorie beantwortet hatte, bewies dann 1840 Prof. Justus von Liebig, dass Pflanzen die einzigen Lebewesen sind, die nicht von organischen Nährstoffen leben und sie somit nicht direkt zu ihrem Wachstum nutzen können. Ihre Ernährung finden sie vornehmlich in wasserlöslichen, mineralischen Salzen. Damit begründete Liebig die moderne Pflanzenernährung auf Grundlage der Mineralstofftheorie und ist auch in gewisser Weise damit Vater der Hydrokultur! 1929 wurde das sogenannte "Tankkultur-Verfahren" als Kulturmethode in die gärtnerische Praxis eingebracht. Hydro-Vasen (etwa 1948) und der Pillnitzer Hydroziertopf (etwa 1956) waren erste Entwicklungen, die aber nicht wirklich überzeugen konnten.
Um erdelose Pflanzen mit Topfballen mobil zu machen, suchten Hydrokultur-Pioniere nach dem 2. Weltkrieg strukturstabile, mineralische Substrate, die eine optimale Wasserhaltung mit ausgewogener Luftführung und verlässlicher Kapillarität gewährleisten und den Wasserverbrauch erkennen lassen.
Erst mit der Entdeckung des Blähtons als Pflanzsubstrat durch Gerhard Baumann im Jahre 1959 begann nach vielen Versuchen die erdelose Pflanzenhaltung in Gefäßen praktikabel zu werden. Der Siegeszug der Hydrokultur begann nach 1970 mit der Pflanzenanzucht in Blähton. In Deutschland nahmen die Liebhaber der Hydrokultur sehr schnell zu. Es gehörte schon zur Allgemeinbildung, sich mit Pflanzen in den “braunen Kügelchen” auszukennen.
Die “Hydrokultur war das erste taugliche System, dass eine eindeutige Antwort auf die Frage lieferte: “Wieviel Wasser benötigt meine Pflanze?” und löste damit weitgehend den “Grünen Daumen” ab. Die kontrollierbare Langzeitbewässerung und Nährstoffversorgung bei guter Wurzelbelüftung war die Basis für eine einfache, sichere und saubere Pflanzenhaltung. Sie sorgte für eine hohe Sicherheit und kalkulierter Wirtschaftlichkeit für professionelle Begrünungen.
Bei erdeloser Pflanzenhaltung in Gefäßen im Original Hydrokultur System traten Wachstumsdepressionen durch Bodenmüdigkeit oder verdichtete Böden und Substrate infolge Zersetzung der organischen Substanz nicht auf, was die Gesundheit und Langlebigkeit der Pflanzen erklärt. Viele Schaderreger finden im Blähton keine geeignete Lebens- und Vermehrungsgrundlage. Unabhängig davon unterstützt saubere Kultur die Gesundheit aller Pflanzen in mineralischen Substraten. Inzwischen werden Gemüse und Schnittblumen auf vielen tausend Hektar weltweit vor allem in Steinwolle und Perlite in besten Qualitäten erdelos kultiviert.
Wesentlich unterstützt wurde diese Entwicklung durch intensive Forschungsarbeiten staatlicher und privater Institutionen. Stellvertretend sei an dieser Stelle Prof. Penningsfeld aus Weihenstephan und Carl Albrecht von der Degussa genannt. Auch Publikationen, wie die von Ernst H. Salzer (“Pflanzen wachsen ohne Erde” 1958) und anderen haben dazu beigetragen die “Hydrokultur” voran zu bringen.
Die Pflanzenhaltung im Original-Hydrokultur-System kann nur funktionieren, wenn bestimmte Regeln beachtet werden. Leider wurden diese Bedingung nicht überall beachtet. Immer preiswertere Angebote durch immer kleinere und niedrigere Gefäße wurden angeboten. Die drei Zonen: wasserführende Zone, Feuchtzone und Trockenzone hatten keinen Bestandsschutz mehr! Zu niedrige Gefäße mit Wasseranstau im Ebbe- und Flutsystem sind entweder nass oder trocken, weil sie keinen Platz für die lebenswichtige Feuchtzone mehr bieten.
Folgen dieses Irrwegs war der Verlust vieler enttäuschter Hydrokultur-Liebhaber. Dieser große Markt mit dem enormen Interesse an Klein- und Tischgefäße mit 9 cm und 12 cm Kulturtopfhöhe, muss dringend wieder neu aufgebaut werden. Für den Bereich "zum selber machen", muss ein neues Hydrokultur-Gefäßsystem für Einzelpflanzen erarbeitet und angeboten werden, um die Freude an Zierpflanzen langfristig zu erhalten und sie allen Pflanzenfreunden bei minimaler Pflege zu ermöglichen. Wasserstandsanzeiger und Kulturtöpfe müssen weiter verbessert werden. Auch die Problematik der Sauerstoffversorgung im überstauten Bereich harrt einer Lösung. Auf letzteres gab es bereits eine überzeugende Antwort, durch den bei vielen Hydrofreunden auch heute noch gebräuchlichen “Hydrotank von Dr. Blaicher”. Häufig genügt es in der älteren Literatur nachzulesen, um die Antwort auf aktuelle Fragen zu finden.
Aufgabe der DGHK
Die DGHK will ihren Mitgliedern neue Erkenntnisse auch in Zukunft unmittelbar zugänglich machen und Hilfestellung in allen Fragen geben. Das neue Wissen möchte die DGHK aber auch öffentlich machen! So haben Lehrer verschiedentlich bereits nach Informationen gefragt, um damit ihren Unterricht zu bereichern. Neue Medien, wie beispielsweise das Internet sollen erschlossen werden. Dringend müssen wir uns regional in Hydrokultur-Clubs organisieren.
Ich bin mir dessen bewusst, dass wir unsere Aufgabe nur dann bewältigen können, wenn die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt wird. Helfen Sie deshalb im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit unser schönes Hobby vielen Menschen bekannt zu machen. Packen wir es gemeinsam an. Der Erfolg ist uns dann gewiss.
(15.11.2010)
Prof. Paul Röszler, ein Ungarn-Deutscher, ist nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gekommen. Geboren am 7.6. 1900 in Budapest, von der Ausbildung her Biologe, leitete und überwachte er die ostungarischen Hydrokulturanlagen. Er beschrieb eine Reihe von Insekten und war der Begründer einer Reihe von biologischen Pflanzenschutzverfahren. Röszler verfasste über 100 Arbeiten über Biochemie, Hydrokultur, Entomologie, Allgemeine Biologie, Angewandte Biologie, Pflanzenschutzverfahren, Zoologische Systematik, neue Laborverfahren für Zoologie und Botanik sowie agrarwissenschaftliche Themen.
In Daisendorf, nördlich von Meersburg, begann er sein umfangreiches Wissen über das Leben der Pflanzen und seine Überzeugung von der großen Zukunft der Hydrokultur in die Praxis umzusetzen. Dazu gründete er eine Forschungsstelle.
Sein besonderes Interesse galt der erfolgreichen Anzucht von Gemüsejungpflanzen in Töpfen unter Glas in mineralischen Substraten zur Weiterkultur ausgepflanzt im Freien. Dazu entwickelte er Verfahren mit Nährlösungsanstau wie auch mit Nährlösungsumläufen. Manche von Prof. Röszler eingebrachte Technik finden wir auch heute noch in fortschrittlichen Betrieben. Interessant nachzulesen sind beispielsweise seine Erfahrungen mit Bimskies und mit Kesselschlacke.
Am Anfang standen noch Versuche mit gut luftführenden organischen Substraten bei "Unterglas-Kulturen". Darauf aufbauend, entwickelte sich die heutige leistungsfähige sogenannte "Substratkultur" beim Gemüseanbau. Wegen der relativ kurzen Kulturzeiten arbeitet man aus wirtschaftlichen Gründen vorzugsweise mit organischen Materialien.
Bestechend zu lesen sind seine Überzeugungen über die Anbauerfolge in der Hydrokultur. Man kann nur neidvoll erblassen, wenn man bedenkt, wie schwer sich heute noch eine Vielzahl von Berufskollegen tun, sich mit mineralischem Substrat und der Hydrokultur zu beschäftigen.
Nach der Währungsreform 1949 siedelte sich Prof. Röszler in Muggensturm in der Nähe von Raststatt an. Die neue Forschungsstelle für erdelose Pflanzenzucht in Muggensturm wurde aufgrund der in Daisendorf gemachten Erfahrungen aufgebaut und entsprechend technisch eingerichtet. Der Anbau von Gemüsejungpflanzen in Hydrokultur unter Glas wurde erweitert durch die Kultur von Tomaten und Gurken.
Zu dieser Zeit lernte ich über Klaus Brotte die Hydrokultur in Form von Glasvasen aus Italien kennen. Meine Entscheidung zur Hydrokultur etwa 4 Monate später wurde veranlasst und getragen durch die Beobachtung und Erkenntnis, dass Pflanzen in ausgewogener Nährlösung bei einem relativ sparsamen Wurzelwachstum, ein hervorragendes, gesundes Wachstum zeigen. Vergleichskulturen in herkömmlichen Erden konnten damit nicht mithalten.
Das Angebot der Forschungsstation in Muggensturm an Frischgemüse wurde ergänzt durch blühende Topf- und Grünpflanzen mit einem zu dieser Zeit noch sehr bescheidenen Sortiment der Nachkriegszeit. Erst 1962 mit der freien Konvertierbarkeit der DM wurden auch für den deutschen Gartenbau die Grenzen geöffnet und der internationale Pflanzenmarkt konnte sich normalisieren. Viele Pflanzenliebhaber hatten das Bedürfnis die Gärtnerei und Forschungsstelle zu besichtigen. Prof. Röszler und seine leitenden Mitarbeiter in der Forschungsstelle, genannt wird öfter Frau Heide Lau, waren dazu sehr gerne bereit. Die Besichtigungszeiten wurden auch zu Informationstreffen genutzt und zogen Kreise. Die sich häufenden Treffen verlangten eine Ordnung und ...
... man gründete einen Verein.
Die Forschungsstelle für erdelose Pflanzenanzucht e. V. hatte inzwischen ihren Sitz in Göppingen. Die Fachzeitungen des deutschen Gartenbaus, sowie die durch die Hydrokultur sicher noch vielen Pflanzenliebhabern bekannt gewordene Hydro-Journalistin, Frau Margot Schubert, erhielten über die Forschungsstelle wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen über die Hydrokultur vermittelt
1951 war für Prof. Röszler ein besonderes Jahr. Er nahm erstmals an einer internationalen Ausstellung des Saarlandes mit seiner Hydrokulturanlage "System Röszler" teil. Für diesen Beitrag und die Vorstellung seiner selbst entwickelten Topfkultur erhielt er die "Landes-Medaille in Gold".
In der damaligen gärtnerischen Praxis bot eine Hydrokulturanlage nach dem "System Röszler" schon eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber bekannten Kulturmethoden. Mit diesem Erfolg ließ es sich auch in Muggensturm gut feiern mit den Freunden der Hydrokultur. Der schon ins Gespräch gebrachte Verein wurde nun als Pflanzenliebhaber-Gesellschaft gegründet. Die Beiträge sollten für weitere Forschungsaufgaben, vorrangig zur Substratentwicklung und neuer Kulturtechniken verwendet werden.
Warum eigentlich Hydrokultur?
Um die uralte Frage zu klären, wovon leben eigentlich Pflanzen, haben vor über 150 Jahren Agrikultur-Chemiker Pflanzen in Wasser kultiviert. Nachdem Aristoteles noch 350 Jahre vor Christus diese Frage mit seiner Humus-Theorie beantwortet hatte, bewies dann 1840 Prof. Justus von Liebig, dass Pflanzen die einzigen Lebewesen sind, die nicht von organischen Nährstoffen leben und sie somit nicht direkt zu ihrem Wachstum nutzen können. Ihre Ernährung finden sie vornehmlich in wasserlöslichen, mineralischen Salzen. Damit begründete Liebig die moderne Pflanzenernährung auf Grundlage der Mineralstofftheorie und ist auch in gewisser Weise damit Vater der Hydrokultur! 1929 wurde das sogenannte "Tankkultur-Verfahren" als Kulturmethode in die gärtnerische Praxis eingebracht. Hydro-Vasen (etwa 1948) und der Pillnitzer Hydroziertopf (etwa 1956) waren erste Entwicklungen, die aber nicht wirklich überzeugen konnten.
Um erdelose Pflanzen mit Topfballen mobil zu machen, suchten Hydrokultur-Pioniere nach dem 2. Weltkrieg strukturstabile, mineralische Substrate, die eine optimale Wasserhaltung mit ausgewogener Luftführung und verlässlicher Kapillarität gewährleisten und den Wasserverbrauch erkennen lassen.
Erst mit der Entdeckung des Blähtons als Pflanzsubstrat durch Gerhard Baumann im Jahre 1959 begann nach vielen Versuchen die erdelose Pflanzenhaltung in Gefäßen praktikabel zu werden. Der Siegeszug der Hydrokultur begann nach 1970 mit der Pflanzenanzucht in Blähton. In Deutschland nahmen die Liebhaber der Hydrokultur sehr schnell zu. Es gehörte schon zur Allgemeinbildung, sich mit Pflanzen in den “braunen Kügelchen” auszukennen.
Die “Hydrokultur war das erste taugliche System, dass eine eindeutige Antwort auf die Frage lieferte: “Wieviel Wasser benötigt meine Pflanze?” und löste damit weitgehend den “Grünen Daumen” ab. Die kontrollierbare Langzeitbewässerung und Nährstoffversorgung bei guter Wurzelbelüftung war die Basis für eine einfache, sichere und saubere Pflanzenhaltung. Sie sorgte für eine hohe Sicherheit und kalkulierter Wirtschaftlichkeit für professionelle Begrünungen.
Bei erdeloser Pflanzenhaltung in Gefäßen im Original Hydrokultur System traten Wachstumsdepressionen durch Bodenmüdigkeit oder verdichtete Böden und Substrate infolge Zersetzung der organischen Substanz nicht auf, was die Gesundheit und Langlebigkeit der Pflanzen erklärt. Viele Schaderreger finden im Blähton keine geeignete Lebens- und Vermehrungsgrundlage. Unabhängig davon unterstützt saubere Kultur die Gesundheit aller Pflanzen in mineralischen Substraten. Inzwischen werden Gemüse und Schnittblumen auf vielen tausend Hektar weltweit vor allem in Steinwolle und Perlite in besten Qualitäten erdelos kultiviert.
Wesentlich unterstützt wurde diese Entwicklung durch intensive Forschungsarbeiten staatlicher und privater Institutionen. Stellvertretend sei an dieser Stelle Prof. Penningsfeld aus Weihenstephan und Carl Albrecht von der Degussa genannt. Auch Publikationen, wie die von Ernst H. Salzer (“Pflanzen wachsen ohne Erde” 1958) und anderen haben dazu beigetragen die “Hydrokultur” voran zu bringen.
Die Pflanzenhaltung im Original-Hydrokultur-System kann nur funktionieren, wenn bestimmte Regeln beachtet werden. Leider wurden diese Bedingung nicht überall beachtet. Immer preiswertere Angebote durch immer kleinere und niedrigere Gefäße wurden angeboten. Die drei Zonen: wasserführende Zone, Feuchtzone und Trockenzone hatten keinen Bestandsschutz mehr! Zu niedrige Gefäße mit Wasseranstau im Ebbe- und Flutsystem sind entweder nass oder trocken, weil sie keinen Platz für die lebenswichtige Feuchtzone mehr bieten.
Folgen dieses Irrwegs war der Verlust vieler enttäuschter Hydrokultur-Liebhaber. Dieser große Markt mit dem enormen Interesse an Klein- und Tischgefäße mit 9 cm und 12 cm Kulturtopfhöhe, muss dringend wieder neu aufgebaut werden. Für den Bereich "zum selber machen", muss ein neues Hydrokultur-Gefäßsystem für Einzelpflanzen erarbeitet und angeboten werden, um die Freude an Zierpflanzen langfristig zu erhalten und sie allen Pflanzenfreunden bei minimaler Pflege zu ermöglichen. Wasserstandsanzeiger und Kulturtöpfe müssen weiter verbessert werden. Auch die Problematik der Sauerstoffversorgung im überstauten Bereich harrt einer Lösung. Auf letzteres gab es bereits eine überzeugende Antwort, durch den bei vielen Hydrofreunden auch heute noch gebräuchlichen “Hydrotank von Dr. Blaicher”. Häufig genügt es in der älteren Literatur nachzulesen, um die Antwort auf aktuelle Fragen zu finden.
Aufgabe der DGHK
Die DGHK will ihren Mitgliedern neue Erkenntnisse auch in Zukunft unmittelbar zugänglich machen und Hilfestellung in allen Fragen geben. Das neue Wissen möchte die DGHK aber auch öffentlich machen! So haben Lehrer verschiedentlich bereits nach Informationen gefragt, um damit ihren Unterricht zu bereichern. Neue Medien, wie beispielsweise das Internet sollen erschlossen werden. Dringend müssen wir uns regional in Hydrokultur-Clubs organisieren.
Ich bin mir dessen bewusst, dass wir unsere Aufgabe nur dann bewältigen können, wenn die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt wird. Helfen Sie deshalb im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit unser schönes Hobby vielen Menschen bekannt zu machen. Packen wir es gemeinsam an. Der Erfolg ist uns dann gewiss.
(15.11.2010)