Unser drittes Ziel: die FHS Südwestfalen in Soest
Rolf Morgenstern, ein Mitglied von "die urbanisten" und wissenschaftlicher Mitarbeiter der FHS begrüßte uns vor dem Gewächshaus mit dem wissenschaftlichen Schwerpunkt "Aquaponik". Der Projektleiter, Prof. Lorleberg war leider aus terminlichen Gründen verhindert, sodass Rolf Morgenstern nur noch seine Grüße übermitteln konnte. Für mich ist es immer wieder beeindruckend, diese so wichtigen Forschungsfelder näher kennen zu lernen. Zu Beginn stellte uns Rolf Morgenstern das gesamte Arbeitsfeld seines Fachbereiches vor, das auch nur andeutungsweise zu berichten, würde den Rahmen dieser Zeitung sprengen. Hier möchte ich nur auf die entsprechenden Seiten im Internet verweisen. Darum zurück zum Gewächshaus "Aquaponik"!
In diesem Gewächshaus findet schwerpunktmäßig phytopathologische Forschung statt. Der Kollege macht die Ackerpflanzen krank, um heraus zu finden, mit welchen Stärkungs- oder Pflanzenschutzmitteln doch noch ein Ertrag herausgewirtschaftet werden kann.
Das Schwerpunktgebiet von Prof. Lorleberg ist "Urban Agriculture" – stadtnahe Landwirtschaft. Was kann "urbane Landwirtschaft" überhaupt leisten? Bei diesem Thema wird in der Presse leider nicht klar zwischen Gartenbau und Landwirtschaft unterschieden. Die "Aquaponikanlage" besteht aus 3 Tanks, die mit dem europäischen Wels besetzt sind. Zum Zeitpunkt der Besichtigung waren die Fische zwischen 1,2 und 1,4 kg schwer, sie liegen grundsätzlich auf dem Boden und wollen nicht gestört werden.
Gefüttert werden sie grundsätzlich nur nachts. Bei kleinen Anlagen muss unbedingt auf die Größe der Population geachtet werden, da sie auch "auseinander wächst". Der kleinste Fisch hat dann vielleicht nur 600 g und wird damit schnell zur Beute der großen Fische. So müssen regelmäßig die großen Fische herausgefangen werden.
Diese ganze Prozedur, wie die Futterzugabe und davon abhängig die Gewichtszunahme, soll jetzt automatisiert werden, sodass solch eine Anlage auch in der "Urban Agriculture" eingesetzt werden kann. Die Gesamtanlage besteht aus einem Biofilter, dann 3 Fischtanks und einem Sedimenter. Darin werden die Feststoffe des Biofilters und der Fische als "Aquakulturschlamm" abgeschieden und über einen Schieber entleert. Der große Biofilter verwandelt dann die Ausscheidungen der Fische in pflanzennutzbare Nährstoffe. Auf dem Sedimenter befindet sich die Pumpe, die dann das sandgefilterte Wasser in die "Hydrokultur" einleitet. Ein interessantes Projekt ist die Entwicklung eines Roboters, der aus dem fotografierten Zustand der Pflanze und der Nährlösung erkennen soll, was der Pflanze fehlt. Es gibt unterschiedliche Becken mit den entsprechenden Nährlösungen. Das geht von "Aquakultur- Wasser" über "normale" Hydrokulturnährlösung, dann mit Aufdüngung etc., die künstliche Intelligenz soll dann im Endeffekt erkennen, was die Pflanze krank gemacht hat.
"Im Moment geht der "Aquakulturschlamm" noch in den Gully, was etwas problematisch ist. Wir wissen, dass der Phosphoranteil relativ hoch ist. 60 bis 70% des Phosphors, den wir in das Futter einspeisen scheiden die Fische wieder aus und der soll nicht der Kanalisation, sondern den Pflanzen wieder zugeführt werden. Im Moment haben wir ein sehr proteinhaltiges Fischfutter, das in der neuen Saison ausgetauscht werden soll, wir verwenden zu viel Stickstoff, aber zu wenig Kalium und Phosphor. Wir düngen deshalb nach, zusätzlich muss Eisen nachgedüngt werden. Das sieht man sogar auch an den Pflanzen". Zum Schluss stellt Rolf Morgenstern noch die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund, denn die Gewinnmargen sind sehr knapp bemessen. Tatsächlich wird die Rendite in erster Linie durch den Ernteertrag der Pflanzen und nicht durch den der Fische bestimmt. Eine große Bedeutung hat auch die technische Sicherheit des Systems, etwa bei einem Ausfall der Pumpen. Dieses Thema zu vertiefen, dazu fehlte leider die Zeit. Unser eigentliches Ziel an diesem Nachmittag war ja die Verleihung des "Günter Gregg-Preises".
Die Fotos finden sie dazu in der Galerie FHS Südwestfalen — Soest
(29.03.2020)